These strange days.

Merkwürdige Zeiten sind das. Ein bisschen wie aus der Zeit gefallen. Es ist noch keine zwei Wochen her, dass noch alles ganz normal war. Jetzt fühlt sich alles nach Ausnahmezustand an – es IST Ausnahmezustand.

Schon längst wollte ich hier mal wieder einen Bericht abgeben, ich bekomme auch immer noch nette Kommentare, über die ich mich dann sehr freue. Aber die Zeit, der Alltag… Ich hätte euch über meinen neuen Job berichtet, ich habe es tatsächlich durchgezogen und am 1. Februar eine neue Ausbildung begonnen. Als das Corona-Thema aufkam, war ich zunächst skeptisch, dann habe ich aber sogar meinen Sport abgesagt – mit der Ansage, ich könne mir jetzt keine Krankheit leisten, ich müsse schließlich Ende März Klausuren schreiben.

Hier bitte ein dickes HA HA HA einfügen. Klausuren schreiben! Zum Unterricht gehen! Nachmittags lernen! Wie weit weg sich das alles anfühlt, dieser noch so neue Alltag, der gerade einmal zehn Tage her ist. Mein Mann ist im Home Office, ich bin seit heute nun offiziell – ja, was eigentlich? Daheim, jedenfalls. Ob nun beurlaubt oder befreit oder Selbststudienzeit oder was auch immer. Nicht, dass für Selbststudienzeit irgendein Hauch von Konzentration da wäre. Ich komme kaum zur Ruhe, stattdessen putze ich und nähe und schreibe hier mal wieder einen Artikel.

Im Februar kam die letzte Rechnung der Kinderwunschklinik (als Uni-Klinik ist diese immer sehr, sehr, sehr langsam). Mir kommt das Thema vor wie aus einem anderen Leben, was sicherlich auch daran liegt, wie viel seither passiert ist. Der neue Job. Mein Mann ist jetzt 40 geworden (die Feier musste ausfallen, nun ja, these strange days). Ich versuche, in ein Gleichgewicht mit mir selbst zu finden (es klappt ganz gut).

Unsere Nachbarin, die schwanger wurde, als ich auch hätte schwanger werden können bei unserer letzten Behandlung, hat vor zwei Wochen ihr Kind bekommen. Mein Mann und ich hingegen sind froh, dass wir im Moment kein Kind hier haben. Jetzt. In diesen seltsamen Zeiten. In denen alles aus dem Ruder läuft. In denen die Tagesschau plötzlich 30 Minuten geht, man die offizielle Corona-Seite der Heimatstadt stets geöffnet hat, die Supermarktregale aussehen wie nach einer Plünderung und man mit Gummihandschuhen den Einkaufswagen schiebt.

Diese Tage, in denen man neben der Zeit steht, sie von außen interessiert begutachtet, und irgendwie mit allem etwas geistesabwesender umgeht. Die Zeiten fühlen sich für mich nicht wirklich echt an. Das entspannt, vielleicht ist es ein Schutzmechanismus meines Gehirns. Wer weiß.

Naja, aber deshalb seid ihr alle nicht hier, das habt ihr alles selbst. Ihr wollt wissen, wie es mir mit der Kinderlosigkeit geht, und vielleicht hofft ihr auch, Tipps und Strategien zu finden, wie man damit gut umgehen kann. Ich weiß nicht, ob ich da weiterhelfen kann.

Mir geht es gut mit der Kinderlosigkeit, uns beiden geht es gut damit. Wir gehen sehr offen damit um, ich musste mich ja in den letzten Wochen sehr oft irgendwo neu vorstellen (neuer Job, Studieninstitut, Mitschülerinnen und Mitschüler…) und da kommt die Rede natürlich auch oft auf das Thema Familie und Kinder. Es ist wirklich nicht feierlich, wie UNFASSBAR OFT der Satz „Nee, wir haben keine Kinder“ Nachfragen provoziert. „NOCH nicht?“, „Habt ihr denn Pläne…?“, all so was. Ich antworte dann ehrlich, in der Regel knapp mit einem „Nein, es hat leider nicht geklappt“ oder „Wir können leider keine Kinder bekommen“. Das wiederum reicht in 95% der Fälle als Antwort. Ein paar Gespräche habe ich geführt zum Thema, einen einzigen Kommentar habe ich kassiert, den ich als verletzend empfunden habe (von dem ich aber glaube, dass er unbeabsichtigt war und mich dagegen entschieden habe, es noch mal anzusprechen, wenn nicht noch ein weiterer in der Richtung aufschlägt).

Aber so im Alltag kann ich es mir wirklich gar nicht mehr vorstellen, ein Kind zu haben. Uns geht es so gut und wir sind so glücklich miteinander. Übrigens glaube ich, dass wir das vermutlich auch mit Kind wären. Die unglückliche Freundin, die nach langer Kinderwunschzeit endlich ein Kind bekommen hat, wirkt mir schließlich immer noch genauso unglücklich wie zuvor. Es gibt nach wie vor die Momente, in denen ich etwas traurig bin, weil ich Dinge nie weitergeben werde. Aber was davon ist purer Egoismus? Wer will nicht sein Vermächtnis weitergeben, wer auf der Welt hält sich nicht für so wichtig, als dass SEINE Traditionen, Geschichten, Lieder die relevantesten wären? Machen wir uns erwachsene Traditionen, die mit uns sterben werden. Das reduziert auch die Zukunftsangst.

Also, hab ich Tipps und Strategien, mit der Kinderlosigkeit besser klarzukommen? Ich glaube, darüber schreibe ich besser noch einen eigenen Artikel – dieser ist schon so lang geworden…

Ein Gedanke zu “These strange days.

  1. Ich finde es so toll wie gut du es schaffst mit dem Thema umzugehen und finde dass du da sehr sehr stolz auf dich sein kannst, mit viel Arbeit an diesen Punkt gekommen zu sein. Das freut mich total für dich und ich hoffe du klopfst dir da auch ganz häufig auf die Schulter. 😘

    Und ja, diese Zeiten fühlen sich glaube ich für die meisten total unecht an. Ich fühle mich auch irgendwie wie in einem Film oder einem Traum und hab gestern noch gedacht: ok, reicht, danke, ich würde dann gerne wieder aufwachen. Wieder zurück in mein „altes“ Leben. Denn es fehlt mir total.
    Trotzdem haben wir noch Glück, wir arbeiten beide in systemrelevanten Berufen, haben keine finanziellen Probleme, ich studiere eigentlich Vollzeit und arbeite nebenher nur auf 450€ Basis und das Studium liegt gerade auch flach. Das macht mich traurig und manchmal lässt es mich auch ein wenig verzweifeln dass mein nächstes Semester nicht so laufen wird wie geplant, ABER ich weiß, dass es da andere deutlich schlimmer getroffen hat.
    Und so versuche ich einfach von Tag zu Tag und von Woche zu Woche zu leben…. Genieße die Sonne im Park mit meiner 2 jährigen, der die Kita auch ganz schön fehlt..

    Und ja, ganz ehrlich? Ich liebe meine Tochter über alles, ich liebe mein Leben mit ihr und ich bin so dankbar, dass wir sie haben.
    Aber jetzt gerade in diesen merkwürdigen Zeiten beneide ich meine kinderlosen Freunde auch sehr. 🙈🙈🙈 Ein Studienkollege von mir hat gerade NICHTS zu tun. Seine Freundin macht Home Office, hat durch die Situation aber auch kaum was zu tun. Die haben so viel Freizeit gerade, ich beneide die beiden da ehrlich gesagt schon das ein oder andere Mal. Manchmal auch ein bisschen mehr. 🙈🙈🙈
    Und ich finde das kann man auch ganz offen und ehrlich so sagen.
    Ich bin ein Freund davon sich möglichst die positiven Seiten viel vor Augen zu halten. Auch davon sich mal so richtig auszuheulen und die Dinge direkt beim Namen zu nennen ohne sie schön zu reden und man darf auch sagen wie scheiße manche Dinge sind.
    Aber danach versuche ich immer mich auf das positive in meiner Situation zu besinnen.
    Und ich finde das toll, dass ihr das so toll schafft und das ist eine tolle Leistung.
    Und jetzt gerade in dieser Situation kann ich dir sagen: ihr habt den vollen Neid von sehr vielen Eltern. 😉😉😉 Wie gerne würde ich mal wieder nähen oder mal den gaaaanzen Tag nur Netflix und Co schauen oder oder…
    Genießt das! Ihr dürft die positiven Seiten eurer Kinderlosigkeit gerade in vollen Zügen auskosten und ich hoffe ihr tut das ausgiebig. 😘😘😘

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