Eigentlich wollte ich schon längst geschrieben haben. Alles fein säuberlich aufschreiben, damit ich nichts vergesse. Am Punktionstag hatte dann aber mein Mann auch frei, so dass wir den Tag zusammen verbracht haben; am „Zwischentag“ war mir nicht nach Bloggen; und so kommt jetzt eben doch alles in einem Rutsch, auch wenn das den Spannungsbogen natürlich etwas zunichte macht. Auf Twitter konnten aber einige von euch schon mitfiebern, es war für mich ein kleiner bis mittelgroßer Krimi!
Am Montag, 7.11., fand die Punktion statt. Ich hatte ja ziemlich Bammel davor, weil ich verschiedene Berichte mitbekommen hatte; aber was wollte man machen? Erst mal war der Mann dran, währenddessen wurde mir schon mal der Zugang gelegt. In unserer Klinik wird die Punktion nicht unter Vollnarkose gemacht. Daher war ich froh, dass mein Mann mit dabei sein konnte und mir tatsächlich Händchen gehalten hat.
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In einem Gespräch wurden wir vorab noch mal von einer Biologin über das Vorgehen aufgeklärt. Dabei zählte sie auch auf, was alles schiefgehen könnte: wenige bis gar keine Eizellen, oder eine schlechte Befruchtung, oder gar keine Befruchtung… (Das hatte ich meinem Mann am Abend vorher im Bett auch schon alles aufgezählt, weil ich mir dachte, er weiß das glaub ich gar nicht.) Dann fiel der Satz, den ich mittlerweile hassen gelernt habe: „Aber es gibt ja keinen Grund, weshalb das bei Ihnen nicht klappen sollte“. (Den gab es noch nie! Nicht beim „selbst üben“, nicht bei 2x VZO, nicht bei 3x IUI. Jedes Mal fiel dieser Satz und jedes Mal hat er mir irgendwie Mut gemacht. Dieses Mal hinterließ er daher eher ein mulmiges Gefühl.
Die Punktion selbst wurde von Dr. M. durchgeführt. Ich wurde gewarnt, dass das Schmerzmittel sich in etwa so anfühlen würde, wie wenn man ein Glas Alkohol auf leeren Magen trinken würde. Und genauso war es auch. Ich konnte alles fühlen, aber es tat nicht weh. Faszinierend! Es dauerte dann ganz schön lange, ich hielt mich an der Hand des Mannes fest, konnte im Ultraschall ein bisschen zugucken, wie Bläschen um Bläschen verschwand – war aber natürlich auch recht beduselt und hab die meiste Zeit lieber die Augen geschlossen gehalten. Es war wirklich kaum schmerzhaft, hat vielleicht mal etwas gepiekst, aber ich hatte schon deutlich unangenehmere Ultraschall-Untersuchungen, gerade in den letzten Tagen vor der Punktion.
Die „Ausbeute“ wurde uns direkt mitgeteilt: 14 Eizellen! Ein super Ergebnis, fanden Dr. M. und ich. Nach einer Pause im Aufwachraum durften wir dann auch schon wieder heim.
Am Dienstag musste mein Mann wieder arbeiten, ich war noch krankgeschrieben. Um 10:30 Uhr durfte/sollte/musste ich im Labor anrufen, um das Ergebnis der Befruchtung zu erfragen… Ich traute mich gar nicht so richtig und schob es etwas vor mir her, aber dann musste es ja doch sein. Und das Ergebnis war eines, mit dem ich ehrlich gesagt nicht wirklich gerechnet hatte: von den 14 Eizellen hatte sich nur eine befruchten lassen, und „die sieht nicht gut aus“. Ob ein Transfer überhaupt stattfinden würde, würde man erst am nächsten Morgen entscheiden.
Natürlich war ich erst mal ziemlich fertig. Habe geweint und gehadert und mich gefragt, wie es weitergehen soll… In dem Zustand wollte ich dann keinen Blogpost schreiben, stattdessen durfte mein Tagebuch ein paar Gefühle aufsaugen… 😉 Und tatsächlich kam ich halbwegs zurecht, konnte ohne zu Weinen mit meiner Mutter telefonieren und plante uns für den Rest des Tages eine schöne Zeit zu machen.
Das haben wir dann auch gemacht, abends waren wir in „Findet Dory“, weil mein Mann meinte, wir bräuchten was zu lachen. Und das hat ja auch ganz gut geklappt. Auf den Einzelkämpfer setzte ich erst mal nicht allzuviel. Mein Mann hatte mit dem Versuch schon abgeschlossen.
Am nächsten Morgen musste ich ja trotzdem zum Transfertermin, es hatte sich auch niemand gemeldet und etwas gegenteiliges gesagt. Mein Mann hat keine Urlaubstage mehr – ich musste also alleine los. Obwohl der Transfer zwar das eigentliche „Schwangerwerden“ ist, war es mir aber auch wichtiger, dass er bei der Punktion dabei ist und mir beisteht. Der Transfer war ja auch als relativ harmlos beschrieben worden. Ich tauchte also morgen auf – brav mit gefüllter Blase, denn so war es mir gesagt worden. Leider hatte ich morgens das Utrogest genommen, dass hatte ich am Morgen des Transfers weglassen sollen, aber morgens um 7 war ich offenbar noch etwas im Tran…
Ich musste dann noch eine Weile warten – konnte nicht lesen, weil ich mich nicht konzentrieren konnte, und musste außerdem mittlerweile ganz schön doll aufs Klo! 😉 Dann wurde ich aufgerufen und wieder gab es erst mal ein Gespräch mit der Biologin aus dem Labor. „Soo“, sagte sie, „Heute ist ja der Tag des Transfers.“ Ich so: „Ja, vielleicht.“ Sie: „Wieso vielleicht?“ Und dann bestritt sie, gestern gesagt zu haben, was sie gesagt hat. Ich meine, ich hab mich natürlich sehr gefreut, dass unser Einzelkämpfer die Nacht überstanden und sich geteilt hat. Aber an ihren Worten am Telefon sollte sie vielleicht noch mal feilen. Ich kenne mich nicht so gut aus wie sie und ein „Sieht nicht gut aus, entscheiden wir morgen früh“ ist für mich genau das, was es ist.
Wie dem auch sei, der Transfer bei Frau Dr. C. war dann reichlich unspektakulär. Außer meiner gut gefüllten Blase. Die Assistentin durfte den Ultraschall von außen aufsetzen und sagte direkt: „Ooh, die ist ja wirklich voll! Ich trau mich gar nicht, richtig zu drücken!“ Aber ich habe es dann doch geschafft, ohne der Frau Dr. auf die Hand zu pieseln. 😉
Als Grund für die schlechte Befruchtungsrate sagte Dr. C. folgendes: Die Bindung zwischen Eizelle und Spermien sei sehr schlecht. Google sagte mir hinterher, dass dieser Vorgang offenbar nicht richtig funktioniert. Es könnte sein, dass wir mit anderen Partnern gar keine Probleme hätten, sagte die Ärztin noch. Und dass wir – sofern nötig – beim nächsten mal eine ICSI anstreben sollten, dann würde dieses Problem umgangen. Und natürlich würde es erklären, wieso es bisher nie geklappt hat.
Jetzt heißt es überrraschenderweise wieder einmal: warten, warten, warten. Bis zum 23.11. Einen Tag hab ich also schon geschafft. Die 13 folgenden kriegen wir auch noch hin. Ich hab mir den Kaffee heute gespart und versuche, mich vorbildlich zu verhalten. Sport soll ich nicht machen (explizit verboten sind Schwimmen, Sauna, Joggen und auf Nachfrage auch Bouldern, wegen des Abspringens – halt nichts mit starken Erschütterungen), zumindest die nächsten 14 Tage. Ich nehme 3×2 Utrogest und spritze abends 40er Clexane-Spritzen, auch wenn ich nicht genau weiß, wofür die gut sind.
Beiß dich fest, kleiner Einzelkämpfer!!!!!!