Unsere bisherige Reise #1: Der Kinderwunsch, eine Hochzeit und dann lange nichts

Mein Kinderwunsch besteht schon sehr, sehr lange. Doch fast genauso lange hat es einfach nicht gepasst. Wie es nun einmal so ist in dieser Gesellschaft: Man bekommt keine Kinder während des Studiums, man bekommt keine Kinder ohne unbefristete Arbeitsverträge, aber man bekommt als junge Frau im gebärfähigen Alter auch keine unbefristeten Arbeitsverträge. Bääm, ausgehebelt. Schon mit Anfang 20 hatte ich jedenfalls diesen Kinderwunsch, der das erste Mal richtig stark wurde, als die Schwester meines Mannes schwanger war. Die ist jünger als ich und studierte damals noch, während ich schon arbeitete. Das fand ich innerlich sehr unfair. Aber gut, für uns hieß es warten.

Wir warteten also fleißig, und irgendwann lief es plötzlich so, wie es laufen sollte. Wir hatten unbefristete Stellen in der gleichen Stadt, wohnten zusammen und heirateten. Der Plan: Wenn die Hochzeit vorbei ist, fangen wir an, zu „üben“, wie man das so schön sagt. Nicht, weil wir unbedingt verheiratet sein wollten, wenn ein Kind kommt. Sondern, weil ich nicht schwanger heiraten wollte und die Zeit zwischen „Hey, unbefristete Jobs“ und Hochzeit sowieso recht kurz war. Mehr Plan hatten wir nicht – mehr Plan brauchten wir auch nicht, denn hey, wenn man die Pille weglässt, wird man schwanger, oder nicht? Hat man doch immer so gelernt.

Doch es wurde nichts. Ich versuchte, geduldig zu sein. Es ist ja normal, dass es etwas länger dauert. Das habe ich doch überall gelesen. Kein Grund, in Panik zu verfallen. Wir – das heißt, im Regelfall eher ich – haben verschiedenes probiert. Einfach nur Tagezählen, bzw. hat dies eine App für mich erledigt – damit fing es an. Als sich nichts tat, begann ich, die Temperatur zu messen, um herauszufinden, wann der Eisprung ist. Dies war extrem stressig, denn im Prinzip ist die Temperaturmethode auch nichts anderes als die Zählmethode, außer dass man weiß, wann man aufhören muss. Man bekommt das Ergebnis ja erst nach dem Eisprung angezeigt. Also fing ich ein paar Tage vor dem vermuteten Termin an, „Druck“ zu machen, um auch bloß nichts zu verpassen. Wenn der Eisprung sich dann verschob, wurde länger „geübt“, manchmal 3-4-5 Tage nacheinander. Mein Mann beschwerte sich völlig zu Recht, es kam zu Streit und unsere Ehe war zu der Zeit nicht gerade entspannt. Irgendwann bin ich auf Ovulationstests gestoßen, und das war unsere Rettung. Die verwenden wir heute noch. Sie zeigen zuverlässig an, wann der Eisprung kurz bevor steht und wir können uns entspannen. Es ist zwar immer noch Sex auf Kommando, aber damit können wir leben.

Diese Zeit war geprägt von Hoffnung. Jeden Monat wieder. Und dann ein Loch, wenn es wieder nicht geklappt hatte. Eine Phase, in der man die ganze Zeit nur wartete. War man in der ersten Zyklushälfte, wartete man auf den Eisprung. War man in der zweiten Zyklushälfte, wartete man auf die Menstruation (oder eben nicht). Währenddessen bildete man sich alle möglichen Symptome ein, träumte, grübelte über Babynamen nach, schrieb in Foren und fieberte mit anderen mit.

Je mehr Monate vergingen, desto weniger fieberte ich mit. Diese Frauen, die ins Forum kamen, nach einem Monat total verzweifelt, weil es noch nicht geklappt hat, aber im zweiten Monat schon schwanger! Grrrr! Natürlich möchte ich jedem, der sich eins wünscht, ein Kind gönnen. Aber ich bin auch nur ein Mensch, und manchmal fällt das schwer. Bei uns wurden es 6, 8, 12 Monate, und für mich war klar: Nach einem Jahr geht’s zum Arzt! Natürlich nicht nur für mich, sondern auch für meinen Mann. Der war zwar nicht begeistert, sah aber ein, dass es sein musste. Und so machte ich einen Termin bei der Frauenärztin aus, und er beim Urologen.

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